Samstag, 24. Januar 2009
 
Paramilitär attackiert Tiger PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von Ralf Leonhard   
Mittwoch, 4. April 2007

Der Führung der tamilischen Rebellenorganisation LTTE sei es nie um eine politische Lösung des Konflikts gegangen. Friedensverhandlungen mit der Regierung  hätten rein taktische Motive gehabt. Dieser Vorwurf an seine ehemaligen Kameraden kommt von Vinayagamoorthi Muralitharan, alias Oberst Karuna, der vor drei Jahren mit seinen Truppen die Seiten wechselte und jetzt die LTTE und deren Basis bekämpft. Viele der rund 4000 Toten der letzten anderthalb Jahre gehen auf sein Konto.

In einem Interview mit der BBC unternimmt der LTTE-Dissident eine PR-Offensive. Darin greift er nicht nur den LTTE-Chef Velupillai Prabakharan vehement an, sondern versucht auch sich und seine Leute von menschenrechtlichen Vorwürfen reinzuwaschen. Prabakharan, der 52jährige Oberkommandierende der Tamil Tigers habe seinerzeit in Friedensgespräche mit der Regierung nur eingewilligt, um Zeit zu gewinnen. „Zieht diese Gespräche in die Länge und lasst irgendwie die Zeit verstreichen. In der Zwischenzeit besorge ich Waffen und wir werden für die nächste Phase des Kampfes bereit sein“. So zitiert Karuna seinen ehemaligen Freund. Er selbst hat an diesen Verhandlungen, die zum Waffenstillstandsabkommen vom Februar 2002 führten, als Kommandant der Ostküste teilgenommen. Ende März attackierten die „Tiger“ erstmals eine Luftwaffenbasis der Armee mit eigenen Flugzeugen. Auch sonst scheinen sie eine größere Konfrontation nicht zu scheuen.

 

Das Gespräch mit dem BBC-Reporter fand „mehrere Fahrstunden“ von Karunas Hochburg Batticaloa entfernt statt. Über die näheren Umstände weiß man nichts. Karuna leugnet, dass er mit seinen Leuten als paramilitärischer Arm der srilankischen Armee agiere. Dieser Vorwurf wird nicht nur von der LTTE erhoben. Auch unabhängige Journalisten und Beobachter von Menschenrechtsorganisationen oder der skandinavischen Monitoring Mission haben bestätigt, dass die Karuna-Truppen unter dem Schutz der Armee operieren. Von verschiedenen kirchlichen und Menschenrechtsgruppen kommt auch die Beschwerde, Karuna rekrutiere Minderjährige. Während die LTTE in jüngster Zeit kaum mehr Kindersoldaten ausbilde, werden Verschleppungen Minderjähriger aus den Operationsgebieten der Karuna-Gruppe gemeldet. Muralitharan weist das im Interview zurück: „Wenn solche Leute in unseren Lagern wären, würden wir sie freilassen“. Vielmehr seien Jugendliche der Ostküste von den Tiger-Rebellen des Nordkommandos rekrutiert worden. Zwischen dem fast rein tamilischen Norden und der ethnisch gemischten Ostküste, wo Singhalesen, Tamilen und Muslime in nahezu gleicher Stärke leben, herrscht eine traditionelle Rivalität, die auch vor der militärisch straff geführten LTTE nicht Halt macht.

 

Karuna stammt aus einem kleinen tamilischen Dorf in der Nähe der östlichen Hafenstadt Batticaloa. Dort erzählen ehemalige Lokalpolitiker, der Bruch mit der LTTE-Spitze hätte weniger politische Gründe gehabt, als persönliche. Die damalige Regierung hätte dem Kommandanten geholfen, die LTTE-Kriegskasse der Ostregion zu plündern und die Millionen außer Landes zu bringen. Von der Zielvorstellung eines eigenen Tamilenstaates hat sich der Dissident längst verabschiedet. Er hat neben dem militärischen Flügel eine Partei gegründet, mit der er gerne bei Wahlen antreten würde.

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